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Überragende Euterqualität

Mit 93 ausgestellten Spitzenkühen aus den Zuchtvereinen Aulendorf/Biberach, Bad Saulgau/Riedlingen, Blaubeuren/Ehingen, Ravensburg und Reutlingen, sowie dem Gastverein Göppingen unterstrichen die heimischen Fleckviehzüchter anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Oberschwäbischen Fleckviehtages in Bad Waldsee das bereits auf den beiden Bundesschauen des Jahres 2023 dokumentierte hohe Niveau der heimischen Fleckviehzucht.

Vor vollen Rängen in der Halle Bad Waldsee konnte Preisrichter DI Dr. Josef Miesenberger aus Oberösterreich in 5 Alterskategorien einen sehr guten Eindruck von der Ausrichtung der hiesigen Fleckviehzucht mit nach Hause nehmen. Gleichzeitig unterstrich er die gute und enge Zusammenarbeit von Oberösterreich und der RBW im Rahmen des gemeinsamen EUROgenetik Zuchtprogrammes. Er entschied mit gewohnt sicherer Hand und konnte in jeder Einzelentscheidung seinen Schwerpunkt, die Wahl einer euterstarken Zweinutzungskuh, klar zum Ausdruck bringen. Mit seinen sehr präzisen Kommentaren, bis hin zur letzten Kuh nahm er das interessierte Publikum bis zur letzten Entscheidung mit und war somit ein wesentlicher Garant für das Gelingen der Schau.

Bereits bei den vier Klassen der Erstkalbskühe war der Preisrichter gefordert, Stil- und Richtungsfragen zu lösen, da sowohl feinere Euterkühe als auch recht kalibrige Doppelnutzungskühe im Wettbewerb antraten, dabei setzte er vereinzelt bei den jungen Kühen auf etwas mehr Typ. Die erste Klasse wurde von der Sido Tochter Elisa aus dem Betrieb Markus Scheuing Berg gewonnen, die sich durch leichte Vorzüge im Körper vor die sehr feine, mit überzeugendem Euter ausgestattete Ex Machina Tochter Gladiata von Joachim Keller, Allmendingen setzen konnte. Ähnlich knapp war die Entscheidung in der zweiten Kuhklasse, wo sich die wuchtige Hashtag Tochter Heike aus dem Betrieb Markus Scheuing, Berg vor die Zeiger Tochter Gabriola, von Joachim Keller, Allmendingen setzen konnte, die bereits auf der Bundesfleckviehschau einen Klassenreservesieg erringen konnte. Beeindrucken konnte zudem die sehr komplette Memphis Tochter Rabea von Roman Waibel, Oberessendorf, die den Gesamtausdruck dieser sehr hochwertigen Klasse unterstrich. Die dritte Klasse der Erstkalbskühe konnte die sehr harmonische und kompletten Ephraim Tochter Dornröschen aus dem Betrieb Markus Scheuing, Berg vor der Exklusiv Tochter Alma von Bernd Arnold, Ehestetten für sich entscheiden. Abgerundet wurde der Wettbewerb der Erstkalbskühe vom Sieg der Mirage Tochter Theana aus dem Betrieb von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler, die einen harmonischen Körper mit bester Oberlinie mit gutem Euterkörper kombinierte und sich durch leichte Vorzüge im Euterkörper und der Oberlinie vor die Walcott Tochter Estelle von Markus Scheuing, Berg setzen konnte. Die Entscheidung zum besten Euter der Jungkühe wurde in der Spitze der Einzelklassen ausgemacht und gab bei der Aufstellung ein beeindruckendes Bild der aktuellen Kuhqualität im Gebiet ab. Diesen Wettbewerb konnte die Zeiger Tochter Gabriola von Joachim Keller, Allmendingen klar für sich entscheiden, da sie sowohl in Hintereuterhöhe und Klarheit des Zentralbandes als auch in der Textur des Euterkörpers den Konkurrentinnen überlegen war. Knapper war die Entscheidung zur Jungkuhchampion. Hier setzte sich die sehr harmonische, fehlerfreie Ephraim Tochter Dornröschen von Markus Scheuing, Berg, vor die ähnlich geschnittene Mirage Tochter Theana von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler, die ein sehr harmonisches Siegerduo abgaben.

Die Zweitkalbskühe rangen in drei recht großen Klassen um den Titel „Siegerkuh jung“. Auch hier traten einige Kühe an, die bereits überregional Bekanntheit errungen hatten. Die erste Kuhklasse konnte die Herzpochen Tochter Laurenzia von Joachim Keller, Allmendingen vor der Harun Tochter Hilma von Jürgen Reklau, Gutershofen für sich entscheiden. Die zweite Einzelklasse ging an die Remmel Tochter Cleo von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler, die als mittelrahmige Kuh durch ein sehr gutes Becken, feste Oberlinie und ein nahezu perfektes Euter den Platz vor der Hayabusa Tochter Annika der Betriebsgemeinschaft Leitersbuch sichern konnte. In einer sehr engen Entscheidung platzierte der Preisrichter Dr. Miesenberger in der dritten Zweitkalbskuhklasse die sehr euterstarke Weyer Tochter My Dream von Joachim Keller, Allmendingen vor die Remmel Tochter Lemensia von Edwin Schelkle, Mieterkingen. Spannend war dann die Siegerauswahl, da doch sehr euterbetonte moderne Kühe im Ring waren, die die Entscheidung zum Sieg nicht leicht machten. Dr. Miesenberger blieb sich jedoch seiner klaren Linie treu und entschied sich als Siegerin für die sehr komplette Remmel Tochter Cleo von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler, als Siegerin vor der euterstarken Weyer Tochter My Dream von Joachim Keller, Allmendingen als Reservesiegerin.

Die mittleren Kühe mit 3 und 4 Kälbern traten in 4 Klassen an. Dabei war der Preisrichter bereits in der ersten Klasse gefordert, sich zwischen sehr kompaktem Euter und Typ zu entscheiden. Schlussendlich entschied er sich für das kompaktere, höher aufgehängte Euter mit dem klareren Zentralband und setzte die Monumental Tochter Melinda von Georg und Ulrich Ilg, Hattenhofen vor die Miami Tochter Miracle, der Betriebsgemeinschaft Leitersbuch, die erst vor wenigen Wochen zur Bundessiegerin gekürt worden war. Auf ähnlich hohem Niveau wurde auch die Entscheidung in der zweiten Klasse getroffen, wo sich die sehr stilvolle, lange und euterstarke Vigor Tochter Kavi von Alfred Berger, Mieterkingen aufgrund von leichten Vorzügen im Fundament vor die Hayabusa Tochter Happy von Ernst Rau, Bünzwangen setzen konnte. Beide Kühe sollten später in der Auswahl zum besten Euter noch eine Rolle spielen. Die dritte Kuhklasse ging als Doppelsieg an den Betrieb Max Hartmann, Aichstetten, der mit den beiden z.T. überregional bekannten Schaukühen Mystery Paola und Miami Mia die Klasse für sich entscheiden konnte, da beide Kühe durch sehr lebhafte Euterkörper und sehr hohe und breite Hintereuter überzeugen konnten. In der Klasse der Viertkalbskühe konnte sich die Hutill Tochter Bounty von Ernst Rau, Bünzwangen vor der Haribo Tochter Thai von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler durchsetzen. Beim Rennen um den Siegertitel mittel entschied sich Preisrichter Dr. Miesenberger für ein mittelrahmiges Gespann von Kühen, dass sich in Euterqualität und Rumpftiefe sehr ähnelte und machte die Mystery Tochter Paola von Max Hartmann, Aichstetten vor der Hutill Tochter Bounty von Ernst Rau, Bünzwangen zur Siegerkuh.

Bei den älteren Kühen rangen Kühe mit 5 und mehr Kälbern um den Siegertitel, wobei Lebensleistungskühe mit 70.000 kg und 100.000 kg in separaten Klassen den Siegertitel der Lebensleistungkühe entschieden. Die alten Kühe wurden in drei Klassen entschieden, wobei die erste Klasse vor allem durch sehr körperstarke Tiere dominiert war, wo sich die Herzschlag Tochter Get Up von Joachim Keller, Allmendingen vor die Mint Tochter Baminth von Alfred Berger, Mieterkingen setzen konnte. Die zweite Kuhklasse wurde klar von der Haribo Tochter Sandy von Robert Böttle, Göffingen vor der Murado Tochter Busenborn der Agrosilva Gmbh & Co KG, Ulm. Sandy zeigte viel Breite im Körper, Becken und Hintereuter, eine sehr gute Bewegung und beste Oberlinie. Ebenso deutlich war die Entscheidung im dritten Einzelring, wo sich die ehemalige Miss Oberschwaben, die Mint Tochter Golden Sun von Joachim Keller, Allmendingen mit nun 6 Kälbern und einem sehr hochaufgehängten, drüsigem Euter vor die Vlinno Tochter Ina von Markus Scheuing, Berg setzen konnte. So waren es auch die Siegerkühe der letzten beiden Ringe, die den Sieg der alten Kühe unter sich ausmachten. Dr. Miesenberger setzte auf die Kuh mit der besseren Oberlinie, flüssigeren Bewegung und der etwas besseren Beckenstruktur, weshalb Haribo Sandy von Robert Böttle, Göffingen Siegerkuh, Mint Golden Sun von Joachim Keller, Allmendingen Reservesiegerin wurden.

Einen besonderen Leckerbissen stellten die Lebensleistungskühe dar. Allein 5 Kühe mit mehr als 70.000 kg Milch und drei Kühe mit mehr als 100.000 kg Milch rangen um die Platzierungen in diesen beiden Klassen. Mit nun 9 Kälbern und einer Lebensleistung von mehr als 85.000 kg Milch konnte sich die schauerfahrene Hamba Tochter Gina von Markus Scheuing, Berg vor die Vuonis Tochter Hilda von Jürgen Reklau setzen, da sie sich noch sehr jugendlich und unverbraucht im mittleren Format zeigte. Die Klasse der 100.000 kg Kühe, in der Hades Lidesi von Edwin Schelkle, Mieterkingen, Robi Ramona von Patrick Kübler, Hiltensweiler und Zaxon Rassel gezüchtet von Berthold Hänle, Reutlingendorf und im Besitz von Markus Scheuing, Berg antraten, entschied die Robi Tochter Ramona von Patrick Kübler, Hiltensweiler vor der Hades Tochter Lidesi von Edwin Schelke, Mieterkingen für sich. Ramona war bereits auf der RBW Schau 2023 sehr erfolgreich gewesen und präsentierte sich mit mehr als 107.000 kg Milch und bereits 11 Kälbern absolut frisch, kompakt genug im Euter und mit bestem Fundament. Dies war schließlich auch der Grund, sie als Siegerin der Dauerleistungskühe auszuzeichnen und Hamba Gina auf den Reservesiegertitel zu verweisen.

Eine besondere Herausforderung stellte der Vereinscup dar. Bei dieser Entscheidung mussten die Zuchtvereine bereits kurz nach Auftrieb jeweils 3 Tiere aus ihrem Schaukontingent benennen, die jeweils im KO-System gegen die Konkurrenz aus den anderen Vereinen antraten. Dabei war neben dem Niveau der Einzeltiere vor allem die Harmonie der Tiere von Bedeutung. Diese Entscheidung wurde von Dr. Miesenberger sehr unterhaltsam moderiert und band das Publikum mit ins Geschehen ein. Schlussendlich setzte sich der Zuchtverein Bad Saulgau/Riedlingen durch, der mit Tieren aus den Betrieben Böttle (Haribo Sandy), Berger (Vigor Kavi) und Schelke (Remmel Lemensia) angetreten war, die alle bereits in den Einzelklassen den Preisrichter zu überzeugen wussten und durch sehr einheitliches Format und höchstes Niveau in der Euterqualität diesen Wettbewerb für sich entscheiden konnte.

Mit der Entscheidung zum Fleischsieg wurde das Fleischansatzvermögen der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh herausgestellt, weshalb der Preisrichter sich hier vor allem auf ältere Kühe konzentrierte, die in Behosung und Lendenausprägung zu überzeugen wussten. Hier setzte sich die Fernpass Tochter Viskose der AgroSilva GmbH & Co KG, Ulm durch, die bereits auf 8 Kalbungen zurückblicken konnte und ihren Titel somit verteidigen konnte.

Einer der großen Höhepunkte bildete die Wahl der Eutersiegerin der Schau, wofür sich Dr. Miesenberger 8 Kühe mit 2-6 Kalbungen ausgewählt hatte. Dieses vorletzte Schlussbild bestätigte noch einmal in beeindruckender Weise die baden-württembergische Handschrift der euterstarken Zweinutzungskühe, wie sie kaum in deutschen Zuchtgebieten Vergleichbares findet. Schließlich entschied sich der Preisrichter für eine Kuh mit drei Kälbern, die vor allem durch die Textur des Euterkörpers, ideale Strichform, ein breites und hohes Hintereuter, das ein deutliches Zentralband zeigte, und machte die Hayabusa Tochter Happy von Ernst Rau, Bünzwangen zum besten Euter der Schau.

Ähnlich spektakuläre Eindrücke hinterließ das Schlussbild zur Auswahl der Gesamtsiegerin, der Kür zur „Miss Oberschwaben 2023“, zu dem alle Sieger und Reservesieger in den Ring gebracht wurden und damit das sehr hohe Niveau der Schau dokumentierten. Mit der Entscheidung zu einer mittelrahmigen, kompletten Kuh mit gutem Fundament und Oberlinie aber vor allem bestem Euter rundete Dr. Miesenberger seine gut begründeten Entscheidungen ab und machte die Siegerin der Zweitkalbskühe, Remmel Cleo von Sabine und Norbert Bertel, Hasenweiler zur Miss Oberschwaben 2023.

In der Summe war der Oberschwäbische Fleckviehtag erneut ein großes Fest der Kuh, das mit Unterstützung der einzelnen Zuchtvereine, der Jungzüchter sowie der musikalischen Untermalung durch die Fleckviehkapelle eine abgerundete Sache darstellte und viele Kuhinteressierte nach Bad Waldsee lockte. So wurden die motivierten Züchter und Beschicker durch viel Applaus und volle Ränge belohnt. Gleichzeitig unterstrichen die sehr stark besetzten Einzelklassen das hohe Niveau in der Breite der Züchterschaft. Ein Dank gilt an dieser Stelle auch den umfangreichen Sponsoren, die die Ausrichtung dieser Veranstaltung erst möglich gemacht haben.